Neue Abstraktion? Das Photographische im postdigitalen Zeitalter

Neue Abstraktion? Das Photographische im postdigitalen Zeitalter

Gastvortrag von Dr. Kathrin Schönegg, Kuratorin am C/O Berlin

Termin: 06. Juli 2020, 16:15-17: 45 Uhr, online

Die Geschichte der Abstraktion ist längste Zeit ohne das Medium Fotografie ausgekommen. Erst seit der Jahrtausendwende, 50 Jahre nach ihrer Hochzeit in der modernistischen Kunst, erlebt die Abstraktion eine Renaissance in der Gegenwartsfotografie. Der Vortrag geht der These nach, dass hinter dieser Wiederkehr der Abstraktion eine selbstreflexive
Auseinandersetzung mit der Materialität und Medialität des Fotografischen im Zeitalter seines vermeintlichen Verschwindens steht. Mit der Digitalisierung kommt die fotografische Abstraktion erstmals zur vollen Entfaltung, da die Krisendiskurse, die die abstrakte Wende der Kunst schon im beginnenden 20. Jahrhundert begleitet haben, im Feld der Fotografie verspätet einsetzten: Die Rede vom Ende der Fotografie wird erst mit dem Medienwechsel von analog zu digital laut. Zwei Dekaden nach diesem in den 1990er Jahren beginnenden Diskurs hat die Digitalisierung eine eigene Geschichte ausgebildet. Heute wird sie von der Gegenwartskunst befragt – die Form dieser neuen medienanalytischen Fotografie ist das abstrakte Bild.
Im Anschluss an den Vortrag stellt Dr. Kathrin Schönegg in einer offenen Diskussion das Berufsbild des Fotokurators vor.

VITA
Kathrin Schönegg, Dr. phil., ist Fotohistorikerin und Kuratorin der C/O Berlin Foundation. Im Programm „Museumskuratoren für Fotografie“ der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat sie Ausstellungen am Essener Museum Folkwang, Münchner Stadtmuseum, Dresdner Kupferstich-Kabinett sowie am Getty Research Institute in Los Angeles realisiert. 2017 co-kuratierte sie die Biennale für aktuelle Fotografie in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Thomas Friedrich Stipendium für Fotografieforschung der Berlinischen Galerie (2017), dem Forschungspreis Photographiegeschichte der deutschen Gesellschaft für Photographie (2018) und dem
Exhibition and Production Fellowship des Fotofestivals Les Recontres d’Arles (2019). Bei C/O Berlin leitet sie das Förderprogramm für aufstrebende Talente, den C/O Berlin Talent Award, und co-konzeptioniert das Ausstellungsprogramm des Hauses. Zuletzt kuratierte sie Ausstellungen zu Robert Frank (2019), Christopher Williams (2019), Francesca Woodman (2020) und Sophie Thun (2020). Jüngste Publikationen: Heinz von Perckhammer. Eine Fotografenkarriere zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus (Berlin 2018) und Fotografiegeschichte der Abstraktion (Köln 2019).