2025 – Barock in Bayern
Exkursionsbericht: Barocke Bild-Raum-Ensembles in Bayern
Im Rahmen des Seminars „Studium vor Originalen: Barocke Bild-Raum-Ensembles in Bayern“ unternahmen Studierende und Mitglieder des Freundeskreises des Instituts unter der Leitung von Frau Prof. Strunck eine mehrtägige Exkursion – vier Tage voller beeindruckender Architektur, spannender Diskussionen und ganz viel Barock!
Tag 1: München – Schloss, Regen und ein erster Wow-Moment
Los ging’s mit dem Zug von Erlangen nach München. Nach einer kurzen Straßenbahnfahrt standen wir schließlich vor Schloss Nymphenburg – leider bei Regen. Doch selbst das trübe Wetter konnte der Stimmung nichts anhaben: Das erste Referat fand zwar unter Regenschirmen statt, aber die prachtvolle Fassade des Schlosses entschädigte uns schnell. Spätestens im barocken Festsaal, dem Steinernen Saal, war der Regen vergessen.
Das Deckenfresko von Johann Baptist Zimmermann sorgte für reichlich Gesprächsstoff: Wir diskutierten über die Ausrichtung des Freskos, das Zusammenspiel mit der restlichen Raumgestaltung und die Bedeutung der einzelnen Bildthemen. Ein Regenbogen wie im Deckengemälde zeigte sich zwar nicht am Himmel, als wir uns nach der Mittagspause im Park wiedertrafen, aber die Stimmung war trotzdem top.
Den krönenden Abschluss des ersten Tages bildete die Asamkirche St. Johann Nepomuk in München. Die von den Brüdern Egid Quirin und Cosmas Damian Asam gestaltete Kirche liegt direkt neben ihrem ehemaligen Wohnhaus – und beeindruckt durch pure barocke Opulenz auf engstem Raum. Ich war wirklich überwältigt von der Fülle an Ornamenten. Der schmale Kirchenraum fühlte sich fast intim an, und besonders das dunkle Farbschema hatte eine ganz eigene Wirkung auf mich.
Tag 2: Ingolstadt & Kloster Weltenburg – Licht, Weite und ein ganz besonderer Altar
Diesmal im Bus machten wir uns auf den Weg nach Ingolstadt, wo uns die Asamkirche Maria de Victoria erwartete – ein starker Kontrast zur dunklen Münchner Asamkirche. Der helle, freundliche Raum wirkte fast wie das Gegenteil, und besonders spannend war die Gestaltung als Universitätskirche: Die Professorenstühle wurden in die Wandgliederung eingebunden und dienten optisch wie metaphorisch als Stützen der dargestellten Weltordnung.
Nach der Mittagspause fuhren wir weiter zum Kloster Weltenburg. Die von Cosmas Damian Asam gestaltete Kirche dort ist schlichtweg atemberaubend. Man fühlt sich eher wie in Rom als in einem kleinen Kloster an der Donau. Besonders der Altar hat mich beeindruckt: Die Figur des Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen, begleitet von einer Prinzessin – ursprünglich übrigens ein Reiterstandbild von Kurfürst Max Emanuel II. vor der Münchner Residenz – ist ein echtes Highlight. Nach der Kirchenbesichtigung ließen wir uns im Klosterbiergarten nieder –Platz zwei der besten Gründe, Kloster Weltenburg zu besuchen (nach der Kirche natürlich)!
Tag 3: Rohr & Schleißheim – Altäre, Aha-Momente und ein barocker Spaziergang
Vielleicht habt ihr es euch schon gedacht: Rohr an der Donau? Gibt’s da nicht auch eine Asamkirche? Ganz genau – direkt neben dem Gasthof Sixt, wo wir übernachtet hatten! Und natürlich haben wir sie gleich nach dem Frühstück besucht. Auch hier erwartete uns ein unglaublich aufwendig gestalteter Altar, der mich echt umgehauen hat: Figurenvielfalt, Lichtführung, Statik – einfach alles daran war faszinierend.
Weiter ging’s nach Schloss Schleißheim. Wir starteten mit Schloss Lustheim – zwar das kleinste der besuchten Schlösser, aber keineswegs unspektakulär. Die Deckenfresken waren wunderschön, und wir diskutierten angeregt über die Ausrichtung der Bilder und die Raumführung. Danach stand der „kleine Spaziergang“ zum Neuen Schloss Schleißheim auf dem Programm – ein echter Halbmarathon! Kein Wunder, dass sich die Adligen früher auf Kanälen mit kleinen Booten chauffieren ließen.
Im Neuen Schloss erwarteten uns riesige Festsäle mit Deckenfresken zur dynastischen Selbstdarstellung: Die Hochzeiten von Max Emanuel II. und seinem Sohn Karl Albrecht mit Kaisertöchtern waren hier das große Thema.
Tag 4: Wieskirche – ein himmlischer Abschluss
Nach Übernachtung im Hotel Feldmochinger Hof führte uns die Reise am letzten Tag zur Wieskirche – nein, ausnahmsweise mal keine Asamkirche! Außen grüne Wiesen und Weiden, innen ein fast überirdischer Kirchenraum in Weiß und Gold. Die Atmosphäre ist schwer in Worte zu fassen – man fühlt sich wirklich wie in einer anderen Sphäre. Wenn ihr mal dort seid: Achtet auf die vier Kirchenväter, die sich an den Säulen finden – kleine Details wie diese machen den Reiz aus.
Fazit
Diese Exkursion war definitiv einer der Höhepunkte meines bisherigen Studiums. Das gemeinsame Erkunden, Diskutieren und Staunen – direkt vor den Originalen – bringt eine ganz neue Dimension in die Kunstgeschichte. Man entdeckt Details, die auf Fotos völlig untergehen würden, und erfährt, wie Theorie und Praxis miteinander verschmelzen. Wer also die Möglichkeit hat, an einer Exkursion teilzunehmen: unbedingt machen! Es lohnt sich.
(Nina Schmitt, 5. Fachsemester BA Kunstgeschichte)